Gierswalde
Das Dorf am Bollert

Die Geschichte des Dorfes

Im 8. - 12. Jahrhundert entstanden die rode- und -walde-Dörfer durch Abholzung und Rodung der Wälder in unserer Gegend. Zu diesen Ortschaften gehört unverkennbar die Ortschaft GIERSWALDE.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Gierswalde 1293. In dieser Urkunde werden die Einkünfte aus dem “Buckwald” zwischen Gerswolt (Gierswalde), Volpringehusen (Volpriehausen) und Delligehusen (Delliehausen) seitens Ludolf von Dassel an das Kloster “Stene”, d. i. Marienstein bei Nörten, verkauft.

Zur Sachsenzeit, also etwa um die mutmaßliche Entstehung unseres Ortes, teilte man das Land in Gaue ein. Gierswalde gehörte zum “Moronga” = Moringer Gau. Die südliche Grenze ging bei uns über Bollensen, Gierswalde, Bollertsmühle und dem Bollert. Ortsnamen mit “Boll” und “Gier” deuten immer auf eine Grenze hin. 

Bollensen und Gierswalde waren also Grenzdörfer. Dieses lässt also auf die Namensgebung unserer Ortschaft schließen. (GIER = Grenze / WALDE = Abholzung des Waldes). Eine andere Geschichte erzählt aber auch das im Tal von Gierswalde viele Eschen gewachsen sind und die jungen Burschen aus der Umgebung haben sich dort Speerstangen (Ger = Gier) geholt. 

Das Gierswalde ein Grenzort war, beweist auch das Vorhandensein des alten Wehrturmes, der heutigen Kapelle. Befestigungen deuten fast immer auf eine Grenze hin! Solche Wehrtürme oder auch Wehrkirchen stehen auch in anderen Orten des Sollings. Zweifellos gehören diese Bauten zu den ältesten Bauwerken unserer Heimat (ca. 13. Jahrhundert).

Kirchlich soll Gierswalde in vorreformatorischer Zeit zu Malliehagen, einer “Wüstung” bei Dinkelhausen, gehört haben. Die Einwohner haben sich damals über den Trauerberg begeben, um dort zu heiraten (Der Weg nach Malliehagen hieß “Brautsteg”) oder ihre Toten zu begraben. 

Man sagt die Einwohner Gierswaldes stammten grössenteils aus der “Wöseke”, eine halbe Stunde Fußmarsch südlich von Gierswalde. 1585 wird Gierswalde als ein Dorf des Amtes Uslar genannt. Eingepfarrt waren “Giershausen und Dellighausen bei Volpringhausen”. Damals hatte Gierswalde 23 Feuerstellen, das sind Wohnhäuser.


Warum die Gierswalder Schwöwelken heißen?

“Schwöwelken” kommt natürlich von Schwalben. Sie haben aber ihren “Terneidsnamen” nicht deshalb erhalten, weil es in Gierswalde viele Schwalben gibt, denn die gibt es auch in den anderen Ortschaften. 

Die Entstehung des Namens ist anders zu erklären. Gierswalde liegt im Tal, da ist bekanntlich der Grundwasserstand sehr hoch. Infolgedessen konnten die Häuser auf dem Anger und im Mitteldorf nicht unterkellert werden. Wo aber Kartoffeln, Steckrüben, Wurzeln, Runkeln oder dergleichen aufbewahren?

War da der steile Hang, der an der Südseite des Dorfes liegt, nicht geeignet, in seinen Felsen Kellerlöcher zu schlagen? Also bauten die Gierswalder ihre Keller in den Berg. Weil aber diese Löcher von der Landstraße so aussahen wie Schwalbennester, die ans Haus gebaut sind, sagte man zu den Gierswaldern “Schwöwelken”.

Durch diese Grundlagen kann man auch unser Ortswappen herleiten:

Die Schwalbe steht für die Keller, die wie Nester aussehen. Der rote Balken zeigt die Grenze, die bei Gierswalde verlief und die Bäume stehen für den Wald.